21. Mai 2024 | Aktuelles | alle Projekte | Allgemein
Was macht es mit Menschen, wenn Unsicherheit, Machteinfluss und Perspektivlosigkeit herrscht?
Unsere Kollegin Vivien Eichhorn erhielt vor kurzer Zeit die einmalige Chance, mit einer kleinen ausgewählten Delegation das rheinische Revier zu besuchen und die Menschen vor Ort kennenzulernen. Wie groß sind die Unterschiede zwischen dem rheinischen Revier und der Lausitz? Vor welchen Herausforderungen stehen beide Reviere und kann man sich gegenseitig unterstützen? Die Kollegin berichtete uns von ihrer Reise:
Wir besuchten das rheinische Revier und trafen auf Institutionen, Vereine, Akteure und Aktivisten.Nach jahrelangem Widerstand und vielen Unsicherheiten wurde beschlossen, dass fünf Dörfer nicht abgebaggert werden. Diese Dörfer dürfen bestehen bleiben.
Die Bedingungen in den Dörfern sind unterschiedlich.
Viele Menschen wurden umgesiedelt, und von den ursprünglich etwa 900 Bewohnern leben nur noch etwa 100 vor Ort. Diese Menschen hielten dem Druck stand und verkauften ihre Häuser nicht an RWE. Diese Situation ist bei den verbleibenden Bewohnern stark spürbar. Rund 80% des Dorfes soll RWE gehören. RWE ist jedoch nicht für Stadtentwicklung bekannt, weshalb viele Häuser leerstehen. Weitere Folgen sind Vandalismus, Perspektivlosigkeit und Verunsicherung. Ebenfalls zu berücksichtigen ist die Situation der umgesiedelten Menschen, die jetzt sehen, dass ihre Dörfer erhalten bleiben. Sie besitzen ein Vorkaufsrecht und müssten sich entscheiden, ob sie zurückkehren. Nach einem Leerstand von 2-3 Jahren ist dies keine leichte Entscheidung.
Für das Dorf Morschenich gibt es bereits eine andere Entwicklung. Es soll wiederbelebt und der Gemeinde zur Verfügung gestellt werden. In diesem Jahr kauft die Gemeinde Morschenich von RWE zurück. Diese Häuser stehen seit 5-8 Jahren leer.
Aufgrund des langen Leerstands können nur teilweise Häuser wieder genutzt werden.
Akteure, Institutionen und Vereine berichteten über die Herausforderungen des Strukturwandels im rheinischen Revier. Wir sprachen über Bürgerbeteiligung, Kinder- und Jugendbeteiligung, die Geschichten der Menschen, die Rolle von Bildung und Arbeit, besonders für Frauen, und welche medizinischen Aspekte aufgrund des Klimawandels auf uns zukommen. Viele Fakten und Herausforderungen wurden uns geschildert.
Auf die Frage: „Wie kommt ihr jetzt ins Handeln und Umsetzen?“ folgte zunächst Stille. Sie hatten darauf keine sofortige Antwort.
Es wurde von sehr geringen oder gar keinen Möglichkeiten berichtet, mithilfe von Fördermitteln Themen wie Bürgerbeteiligung und Dorfentwicklung durchzuführen. Ein erster Ansatz ist die Demokratiewerkstatt Rheinisches Revier.
Franziska Stölzel und ich konnten über die Lausitz und unsere Wahrnehmung sprechen. Besonders der Rückbau von Wohnsiedlungen in Städten wie Weißwasser, Großräschen und Lauchhammer wurde von den Akteuren des rheinischen Reviers als sehr herausfordernd beschrieben. Dennoch konnten wir vermitteln, dass wir bereits viele Projekte zur Gegensteuerung durchgeführt haben, wie die Bürgerregion Lausitz, Quartiersmanagement, Rückkehrer-Aktionen und Zukunft Innenstadt.
Wir bleiben mit den Akteuren im rheinischen Revier in Kontakt und werden die Zusammenarbeit stärken.
Herzlichen Dank für die Erkenntnisse und Erlebnisse!
Ich nehme wieder viele Gedanken und Ideen mit in die Lausitz, besonders für unsere Quartiere in Lauchhammer und Großräschen sowie für unseren Netzwerknoten der Bürgerregion Lausitz.
Weitere Informationen:
Die kulturelle Dimension des Strukturwandels muss noch stärkere Beachtung finden | Nell-Breuning-Haus (nbh.de)Ideenreicher Einsatz für nachhaltige Entwicklung der fünf Erkelenzer Dörfer | Nell-Breuning-Haus (nbh.de)