7. Februar 2025 | Aktuelles | Publikationen | STAFF*Lausitz
Interview mit Alexander Poetzsch Architekturen: Erfahrungsbericht zur 4-Tage- Woche
Das Thema neue Arbeitszeitmodelle wird immer wichtiger, um Unternehmen zukunftsfähig und attraktiv für Fachkräfte zu machen. Im Rahmen des Projekts STAFF*Lausitz begleiten wir als Verein Wertewandel e.V. Unternehmen in der Region bei der Entwicklung und Erprobung innovativer Konzepte. Eine dieser Initiativen war das Experiment der 4-Tage-Woche, das mit unserer Unterstützung umgesetzt wurde.
Das Architekturbüro Alexander Poetzsch Architekturen (APA) wagte im Rahmen unseres Projektes STAFF*Lausitz ein mutiges Vorhaben: Eine viermonatige Testphase mit einem verkürzten Arbeitszeitmodell. Ziel war es, die Work-Life-Balance der Mitarbeitenden zu verbessern, die Produktivität zu erhöhen und das Unternehmen für die Zukunft zu rüsten. Das Thema „verkürzte Arbeitszeit bei gleichbleibender Produktivität“ steht aktuell im Fokus vieler Unternehmen, die ihre Attraktivität als Arbeitgeber steigern möchten. Wir sprachen mit Geschäftsführer Alexander Poetzsch, über Motivation, Herausforderungen und Erkenntnisse.
Durch unsere Beratung, Prozessplanung und -steuerung, Workshops und enge Begleitung konnte APA eine viermonatige Testphase entwickeln und durchführen, die nicht nur neue Erkenntnisse zur Arbeitszeitoptimierung lieferte, sondern auch wertvolle Impulse für die gesamte Unternehmenskultur setzte. In diesem Interview gibt Alexander Poetzsch spannende Einblicke in den Prozess, die Herausforderungen und die gewonnenen Erkenntnisse.
Warum die 4-Tage-Woche?
„Die steigende Komplexität unserer Arbeitswelt verlangt ein hohes Maß an Konzentration. Gleichzeitig sind Phasen der Regeneration unverzichtbar. Ich hatte beobachtet, wie erholsam freie Tage im Frühjahr durch Feiertage wirken, und fragte mich, ob wir diesen Effekt bewusst in den Arbeitsalltag integrieren könnten.
Das Experiment sollte uns zeigen, ob mehr Freizeit zu frischerer und effizienterer Arbeit führt“, erklärt Alexander Poetzsch.
Zudem wurde die Idee durch Studien und Berichte unterstützt, die sowohl Chancen als auch Risiken solcher Modelle beleuchten. „Die Diskussionen reichten von Untergangsszenarien für die deutsche Wirtschaft bis hin zu einem notwendigen Schritt für mehr Wettbewerbsfähigkeit und Mitarbeitendenzufriedenheit“, ergänzt er.
Ablauf und Organisation
Das Team von APA bereitete sich in Zusammenarbeit mit unserem Projekt STAFF*Lausitz sorgfältig auf die Testphase vor. Es wurde ein Gremium innerhalb der Mitarbeiterschaft gebildet, welches den Prozess vorbereitete und intensiv begleitete. Neben Coaching zur Identifikation von „Zeitfressern“ wurden die Arbeitsverhältnisse individuell angepasst. Die Mitarbeitenden konnten zwischen verschiedenen Modellen wählen:
- Eine klassische 4-Tage-Woche mit einem freien Tag,
- Verkürzung der täglichen Arbeitszeit über die Woche hinweg,
- Zusätzliche Homeoffice-Optionen.
Ein flexibler Ansatz ermöglichte es den Mitarbeitenden, auch während der Testphase das Modell zu wechseln, um herauszufinden, welches am besten zu ihnen passt. Zusätzlich wurde ein Kommunikationsleitfaden entwickelt, der sowohl interne als auch externe Abstimmungsprozesse optimieren sollte. In einem vorbereitenden Coaching wurden außerdem individuelle Fragen und Unsicherheiten der Mitarbeitenden besprochen, um die Akzeptanz des Projekts zu fördern. Eine „Exit- Strategie“ wurde ebenfalls bedacht.

Erkenntnisse aus der Testphase
Die Ergebnisse waren vielschichtig:
- Positive Effekte:
- Mehr Bewusstsein für eigene Arbeitsgewohnheiten und Zeitmanagement.
- Verbesserte Kommunikation durch klare Abstimmungen.
- Stärkerer Teamzusammenhalt durch den gemeinsamen Testprozess.
- Schaffung eines geschützten Raumes für Feedback und Reflexion.
- Herausforderungen:
- Junge Mitarbeitende und Berufsanfänger hatten Schwierigkeiten, ihre Arbeitszeit zu optimieren, da ihnen oft die Routine fehlte.
- Teilzeitkräfte stießen an Grenzen, da ihre Arbeitszeit bereits stark reduziert war.
- Weniger gemeinsame Schnittstellenzeit führte zu größerem Abstimmungsaufwand.
„Die 4-Tage-Woche ist keine „Allheil-Dusche“, die für alle gleichermaßen funktioniert. Sie erfordert individuelle Anpassungen und ein hohes Maß an Vertrauen. Wir haben während der Testphase auch ein Ampelprinzip genutzt, bei dem die Mitarbeitenden ihre Belastung und Zufriedenheit reflektieren konnten“, betont Alexander Poetzsch.
Wirtschaftliche Auswirkungen
Obwohl die 4-Tage-Woche zu geringen Verzögerungen im Cashflow führen kann, waren die Einbußen bei APA minimal. „Unsere Kolleginnen und Kollegen waren motiviert, das Ziel zu erreichen. Das hat gezeigt, dass der Erfolg solcher Modelle von der Bereitschaft des Teams abhängt“, so Alexander Poetzsch.
Eine wichtige Erkenntnis war, dass wirtschaftliche Effekte stark von der Projektlage abhängen. Besonders in heißen Projektphasen, etwa bei Abgaben, war die Umsetzbarkeit schwieriger. Dennoch zeigte sich, dass klare Kommunikation mit Auftraggebenden und intern eine Schlüsselrolle spielte.
Wie geht es weiter?
Nach der Testphase wurde entschieden, das Modell nicht flächendeckend einzuführen. Stattdessen bleibt es ein Angebot für einzelne Mitarbeitende, deren Aufgaben und Arbeitsweisen dies ermöglichen. „Wichtig ist, dass wir alle gemeinsam daraus gelernt haben und individuell von diesen Erfahrungen profitieren können“, fasst Alexander Poetzsch zusammen.
APA plant, weiterhin flexibel auf die Bedürfnisse der Mitarbeitenden einzugehen und die Arbeitszeitmodelle punktuell anzupassen. Die Erfahrungen aus der Testphase fließen in zukünftige Entscheidungsprozesse ein.
Tipps für andere Unternehmen
Für Unternehmen, die ähnliche Modelle ausprobieren wollen, gibt Alexander Poetzsch folgende Ratschläge mit:
- Gute Vorbereitung: Klare Ziele definieren, Mitarbeitende einbeziehen und offen kommunizieren.
- Externe Begleitung: Regelmäßiges Feedback und Monitoring während der Testphase. Hierbei helfen z. B. Tagebücher oder digitale Tools zur Reflexion.
- Offenheit: Den Mut haben, Neues auszuprobieren und daraus zu lernen. Auch externe Unterstützung, z. B. durch Coaches & Prozessbegleitung, kann hilfreich sein.
- Kommunikation: Klare Ansagen an Auftraggebende und das Team schaffen Vertrauen und Transparenz.
Fazit
Das Experiment von APA zeigt, dass verkürzte Arbeitszeitmodelle nicht nur Mut, sondern auch eine gezielte Planung und Kommunikation erfordern. Die Erkenntnisse sind wertvoll – nicht nur für APA, sondern auch für andere Unternehmen, die sich der Herausforderung stellen wollen.
Wie hilft STAFF*Lausitz Unternehmen bei solchen Schritten?
STAFF*Lausitz unterstützt Unternehmen der Region dabei, innovative Arbeitszeitmodelle wie die 4-Tage- Woche auszuprobieren und nachhaltig zu implementieren. Unsere Projekte bieten:
- Individuelle Beratung: Gemeinsam mit den Unternehmen analysieren wir deren Strukturen und identifizieren passende Modelle.
- Workshops und Coachings: Wir helfen Mitarbeitenden und Führungskräften, Zeitfresser zu identifizieren, Prozesse zu optimieren und Kommunikation zu verbessern.
- Erfahrungsaustausch: Über unser Netzwerk können Unternehmen von den Best Practices anderer lernen und wertvolle Tipps erhalten.
- Begleitung der Testphasen: Wir unterstützen bei der Planung, Durchführung und Auswertung von Pilotprojekten, um Risiken zu minimieren und Potenziale voll auszuschöpfen.
- Zugang zu Fördermitteln: STAFF*Lausitz informiert über finanzielle Unterstützungsmöglichkeiten und erleichtert den Zugang zu relevanten Programmen.
Mit unserem Angebot stärken wir Unternehmen dabei, mutige Schritte zu wagen, die nicht nur die Attraktivität als Arbeitgeber erhöhen, sondern auch langfristig die Produktivität fördern.
